Das hat dem Musikverein Horst inzwischen einen großen Anhängerkreis verschafft. Im Musikverein St. Josef Horst ist sich niemand zu schade, persönlich ins Konzert-Geschehen einzugreifen.
Da gibt der Dirigent Ton Wilbers bereitwillig den Stab an den jungen Kai Stoffels ab, der im übrigen seine Sache bravourös machte, und greift solistisch zum Horn.
Der Vorsitzende Dr. Norbert Schippers begleitet ihn auf der Posaune, während andere Mitglieder ein Negro Spiritual gesanglich intonieren. Das zeigt Mut, auch zur „Lücke”, und spornt zur Nacheiferung an.
Die schmucke Horster Kirche war prall gefüllt und hielt gelegentlich der Spielfreude nur mühsam stand, als die Christmas-Fantasy den Tannenbaum in Walzertempo versetzte.
Ansonsten ging es aber äußerst distinguiert zu. Selbst das Schlagzeug-Stück, eine große rhythmische Herausforderung, hatte Raum für feine und leise Glockentöne.
Die Ouvertüre aus Händels Feuerwerksmusik zu Beginn verschaffte barocken Glanz. Mit dem holländischen Lied Ehre sei Gott präsentierte sich das Trompeten-Ensemble, um damit den solistischen Reigen der einzelnen Register zu eröffnen.
Es folgten die Klarinetten, das Duo Horn/Posaune, die Schlagzeuger, Flöten, Posaunen, Saxophone, die Paarung Horn, Bariton, schließlich ein Bläser- und Blech-Quintett - alle mussten solistisch ran.
Damit kam das Konzert auf ein denkbar breites Spektrum, bei dem sich sowohl große Einzelkönnerschaft als auch alle Vorzüge des Ensemblespiels offenbarten.
Schließlich ist der Verein nur so gut, wie es die Mitglieder verstehen, zusammen zu spielen. Die Zergliederung und Aufteilung sind auf diesem Wege wichtige Einzelschritte.
Bei der Suche nach der geeigneten Literatur waren die Horster vielfach fündig geworden. Warum Tschaikowskis weihnachtliches Märchenballett „Nussknacker” nur aufs Theater beschränken? dachten sie sich, und packten den Marsch und den Tanz der Mirlitons (Rohrflöten) begeistert an, ein lohnenswerter dankbarer Versuch.
Warum nicht auch einmal Wagner? Den Pilgerchor aus dem „Tannhäuser” imitierten die Posaunen. So wurde mehrfach neuer Boden betreten. Es fehlten auch nicht die Weihnachtsweisen schlechthin wie der Canon von Pachelbel. Unter den Komponisten tauchten weitere erlauchte Namen auf: Haydn, Rimski-Korsakov oder der Düsseldorfer Gambenvirtuose Johann Schenk (18. Jh.).
Alle Stücke waren von ausgesuchter Kürze und erlaubten rasche Wechsel. Mit „White Christmas” und „Winterfest” (Bulla) verabschiedeten sich die einfallsreichen Musiker, um das Konzert andernorts zweimal zu wiederholen.